Die sommergrüne Rosettenpflanze mit außergewöhnlichen Eigenschaften ist eine mehrjährige, krautige Pflanze aus der Familie der Sonnentaugewächse. Der Sonnentau ist vom Aussterben bedroht und steht daher unter strengem Naturschutz. Für die arzneiliche Verwendung wird daher eine andere Sonnentau-Art (z. B. Drosera madagascariensis DC ) aus Afrika verwendet, die leicht angebaut werden kann. Sie besitzt ähnliche Inhaltsstoffe wie der heimische Sonnentau. Anzutreffen ist die Pflanze fast überall auf der nördlichen Halbkugel – von Europa über Asien bis Nordamerika. Selbst in Alaska und auf Grönland ist die Pflanze beheimatet. Weltweit gibt es 150 Arten. Der einheimische Sonnentau bevorzugt sonnige Standorte auf nassen, nährstoffarmen und kalkfreien Böden. Folglich gedeiht der Sonnentau vor allem in Mooren, Gräben und Sümpfen.
Der fleischfressende Hustenstiller
Im Mai beginnt das Wachstum des Sonnentaus. Aus der Winterknospe keimen die kurz gestielten rundlichen Blätter und bilden eine bodenständige Blattrosette. Auf ihrer Oberfläche befinden sich rund 200 feine, rötliche Drüsenhaare, die ein klebriges Sekret ausscheiden. Im Sommer erscheinen die kleinen, weißen und duftenden Blüten, die an einem etwa 20 Zentimeter langen Stängel sitzen. Die Pflanze verdankt ihren Namen „Sonnentau” ihrem klebrigen Sekret. Diese Sekrettröpfchen sind einzig dazu da, Fliegen und Mücken anzulocken. Durch die Absonderung des Sekrets funkeln die Blätter des Sonnentaus in der Sonne. Von diesem Tau-ähnlichen Sekret wollen die Insekten ihren Durst stillen und bleiben dabei am klebrigen Schleim haften. Durch Fluchtversuche kommen die Insekten mit immer mehr Tröpfchen in Berührung und werden so langsam durch die sich biegenden Drüsenhaare in die Mitte des Fangblattes gedrängt und verdaut.
Durch diese Art der Versorgung wurde der Sonnentau zum wahren Überlebenskünstler in den extremen Standortbedingungen der Hochmoore. Die dem Boden fehlenden Nährstoffe, vor allem Stickstoffverbindungen und anorganische Salze, holt sich die Pflanze aus der tierischen Nahrung. Als Heilpflanze ist das Sonnentaukraut schon lange von Bedeutung. Bereits im 12. Jahrhundert empfahl der italienische Arzt Matthaeus Platearius die Pflanze unter dem Namen „Herba sole” als Heilkraut gegen Reizhusten. Sonnentau wurde aber auch bei Schwindsucht, Epilepsie und jeder Art von Lungenleiden verabreicht.
Heute wird die Anwendung von Sonnentaukraut vor allem bei Krampf- und trockenem Reizhusten, aber auch bei Asthma empfohlen. Zur äußerlichen Heilung gegen Warzen und Hühneraugen wird er nur noch selten verwendet. Vor allem bei Bronchitis und Keuchhusten kleiner Kinder wird der Sonnentau eingesetzt, da gerade Kinder sehr unter nächtlichen Hustenattacken leiden. Hier sind pflanzliche Hustenmittel wie der Sonnentau eine gute Alternative zu chemisch-synthetischen Mitteln.
Die häufigste Art, Sonnentau anzuwenden, ist das getrocknete Kraut als Tee. Wahlweise wird der Sonnentau auch als Tinktur oder als Extrakt (z.B. als Bestandteil von Hustensäften) verarbeitet. In homöopathischer Form wird der Sonnentau (Drosera) häufig mit anderen geeigneten Mitteln in sogenannten Komplexmitteln kombiniert. Äußerlich kann man Sonnentau-Tee, verdünnte Tinkturen oder Salben in Form von Umschlägen, Bädern, Waschungen oder Einreibungen verwenden. Mit dieser Art der Anwendung kann man verschiedene Hauterkrankungen lindern.
Das Sonnentaukraut ist gut verträglich, Neben- und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Wie bei allen gut wirksamen Heilkräutern sollte man jedoch nach sechs Wochen Daueranwendung eine Pause einlegen und vorübergehend einen anderen Tee mit ähnlicher Wirkung trinken. Durch die Pause bleibt die erwünschte Sonnentau-Wirksamkeit erhalten und lässt nicht durch Gewöhnung nach.